E-Portfolio-Arbeit als Konzept in der Beruflichen Orientierung

Die Begriffe „Portfolio“ und „E-Portfolio“ haben Sie vielleicht schon einmal gehört, wissen aber irgendwie vielleicht doch nicht so richtig etwas damit anzufangen. Bereits seit längerer Zeit redet man auch im pädagogischen Kontext davon. Die Arbeit mit Portfolios ist für sich genommen und auch bezogen auf die Berufliche Orientierung auf keinen Fall selbsterklärend. Deswegen soll zunächst konzeptionell ein bisschen Licht in’s Dunkel gebracht werden, denn einige von Ihnen haben sich vielleicht noch gar nicht eingehend mit Portfolios beschäftigt. Also: Was steckt eigentlich drin im Konzept rund um die Portfolios im Bildungsbereich und welche Potenziale “schlummern” vielleicht für Sie als Lehrkräfte? Das schauen wir uns gemeinsam an.

Zunächst einmal soll der Begriff „Portfolio“ näher betrachtet werden. Er besteht ursprünglich aus zwei Wortteilen, und zwar „portare“ und „foglio“. Aus dem Italienischen übersetzt bedeutet portare „tragen“ und foglio „Blatt“. Zusammengesetzt könnte man ein Portfolio also als „tragbare Blattsammlung“ bezeichnen. Portfolios sind keine Erfindung der letzten Jahre, sondern existieren schon lange. Sie haben sicher schon mal von Künstlerinnen und Künstlern gehört, die ihre besten und repräsentabelsten Werke zu ihrem eigenen “Portfolio” zusammenstellen und sich so z.B. auf eine Ausstellung bewerben. Ein weiteres Beispiel ist die Finanzwelt. Auch hier gibt es Portfolios, nämlich wenn es um die Zusammenstellung von Wertpapieren geht. Da werden einzelne Wertpapiere zu einem Aktienportfolio zusammengeführt, mit dem dann eine bestimmte Investmentstrategie verfolgt wird.

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Portfolios bzw. E-Portfolios sind von ihrer Wortherkunft als Blattsammlungen zu bezeichnen, bieten im pädagogischen Kontext jedoch weit über die reine Sammlung hinausgehende Potenziale

Im Grunde liegt bei Portfolios also immer ein wichtiger Grundsatz vor: In ihnen lassen sich bestimmte Artefakte, Informationen, Nachweise von Leistungen oder andere Dinge sammeln, die in einem bestimmten Kontext für jemanden bedeutsam sind. Und die bedeutsamen Informationen sind durch das “Sammeln” selbst an einem zentralen Ort stets wiederzufinden. In der Regel geht die Arbeit mit Portfolios jedoch über das reine Sammeln hinaus. Im Prozess des Sammelns entsteht ein Produkt – also etwas, das etwas über den Menschen aussagt, der das Portfolio erstellt hat. Es geht also um eine Kombination aus Sammeln und Aufbereiten – und man kann sich gut vorstellen, dass das etwas ist, was insbesondere dann fruchtbar sein kann, wenn man hier konsequent am Ball bleibt. Also: Die Verknüpfung von Prozessbegleitung und Produktgestaltung ist etwas, das bei der Arbeit mit Portfolios im Vordergrund steht. Deshalb ist der Ansatz gerade auch im Bildungsbereich einer, der zur Erreichung längerfristiger Ziele eingesetzt wird. Und da sind wir thematisch sehr schnell wieder im Bereich der Beruflichen Orientierung, denn aus der Forschung wissen wir: Bei jungen Menschen steigt die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Übergangs von der Schule in die Berufs- und Arbeitswelt, wenn sie sich begründet für die nächsten Schritte nach der Schulzeit entscheiden können und nicht “irgendwas” machen, weil sich gerade die Chance ergibt. Hier liegen die Stärken des Portfolio-Ansatzes, mit dem nämlich systematisch und konsequent eine irgendwann sowieso unausweichlich anstehende Entscheidung am Übergang von Schule in etwas danach folgendes vorbereitet werden kann.